Natur entpuppt sich

Ein Arzt entdeckt die Lumineszenz-Grafik

erschienen in der Münchner Medizinischen Wochenschrift 140/Nr. 13 (1998), S. 55

Auf der Suche nach der Aura: Die Kirlian-Fotografie, die eine Filmbelichtung von Objekten durch Hochspannungs-Entladung anstrebt, mag für diagnostische Zwecke sehr fragwürdig sein.
Der Mediziner Einar Göhring erkannte jedoch den ästhetischen Wert solcher Bilder und komponiert aus Bestandteilen der Natur neue, phantastische Welten.

Es sind seltsam fremde Gärten, durch die das Auge hier streift: Inmitten der Lichtwirbel, der Farbcluster, der Schattierungen und Verformungen gibt nur hin und wieder etwas seine ursprüngliche Herkunft preis. Hier etwa der Rand eines Blattes, dort die filigrane Struktur einer Feder, das da erinnert noch an eine Blüte, an anderer Stelle verdichtet sich etwas zu Aststrukturen.
Dieses farbenprächtige zweite Leben der Natur fängt der Arzt Einar Göhring in seinen sog. Lumineszenz-Grafiken ein. Den alltäglichen Objekten der Natur, zum Beispiel am Wegesrand gefunden, wird auf einer isolierten Metallplatte und einem daraufliegenden Filmpapier durch eine Hochspannungs-Entladung eine strahlende Aura entlockt ("Kirlian-Fotografie"). Bei unterschiedlichen Frequenzen entstehen ganz verschiedenfarbige "Lumineszenzen". Die fotografischen Vorlagen werden anschließend digitalisiert und stehen damit im Computer für beliebige Manipulationen zur Verfügung: Nicht nur die Farben können verändert werden, sondern auch Formen und Strukturen lassen sich herausarbeiten. Ist die Farb- und Formkompostition geglückt, am Computer also das Bild "fertiggemalt", so wird das Ergebnis mit Wachsfarben auf Büttenpapier gedruckt - die "Aura der Natur" ist dann in einer Originalgrafik eingefangen, die Metamorphose der Natur zur Kunst vollzogen.
Einar Göhring, der bis 1992 als Arzt praktizierte, beschäftigte sich berufsbedingt viel mit Computertechnik und entwickelte EDV-Programme für Ärzte, bis er sich schließlich ganz seinen künstlerischen Arbeiten zuwandte. Seine Lumineszenz-Grafiken können auch in einer Internet-Galerie unter der Adresse http://www.artworx.de betrachtet werden.
(vs)

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